Katalog der Wandmalereien in den Kirchen und Kapellen Baden-Württemberg’s von der ottonischen Zeit bis zur Renaissance
von Dipl.-Ing. Klaus Klünder und Christa Regina Klünder

V:

Vaihingen an der Enz

Veringenstadt

Volkertshausen

Vellberg

Villingen-Schwenningen

 

Veringendorf

Vilsingen

 

 

Vaihingen an der Enz (Kreis Ludwigsburg),
Ehemalige Peterskirche (St. Petrus)

Die Peterskirche, die älteste Kirche und Pfarrkirche Vaihingens, wurde 1229 erstmals genannt. Ihre Vorgängerinnen reichen bis in das 10./11. Jahrhundert zurück. Seit 1667 hat sie ihr heutiges Erscheinungsbild. Wir haben eine romanische Chorturmanlage vor uns. Ausführliche Grabungen im Jahre 1977 ergaben einen außermittigen Rechteckchor mit einem kleinen Saalbau und Beinhaus. Neben dem Rechteckchor steht der jüngere, dreiseitig geschlossene Chor. Seit 1339 ist Vaihingen württembergisch, 1871 wurde die Peterskirche profaniert; heute ist sie Konzertraum und Museum.

Bei den Grabungen wurden in den Gewänden alter Fenster, vor allem im Beinhaus, an der Schiffsnordwand Wandmalereien festgestellt. In der Chorsüdwand ist in den Resten eines Fensters im Laibungsbogen das Brustbild eines Engels und eines Hirten mit Hirtenstab aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten. In der Laibung des östlichen Fensters der Beinhauskapelle sind  übereinander die Apostel Petrus und Paulus gemalt. Auf der Wand nördlich des Fensters sind zwei weitere Männer, hier mit Mitra und Krone sowie Schriftband zu sehen. Schließlich ist in der östlichen Laibung des Beinhausnordfensters die heilige Barbara mit einem großen Kelch wiedergegeben. Eine zweite Figur unter ihr ist nicht mehr deutbar. Die Malereien der Beinhauskapelle dürften im 15. Jahrhundert entstanden sein.

In Vaihingen steht außerdem die frühere Bernhardskapelle. Anläßlich eines Besuches am 07.10.l994 wurde nur eine Rumpelkammer vorgefunden, ohne sichtbare Wandmalerei.

Gleich daneben befindet sich der ehemalige Herrenalber Pfleghof (heute Forstamt), auf dessen Wänden höfische Szenen erhalten sind.

Literatur:

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 800.

Ulrich Graf, „Kunst- und Kulturdenkmale im Kreis Ludwigsburg“, Stuttgart 1986, Seiten 294 bis 296.

Helmut Schäfer, Uwe Groß, „Die ehemalige Peterskirche in Vaihingen/Enz“, Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg, Band 8, Stuttgart 1983, Seiten 16 bis 19 und 22 bis 24.

Adolf Schahl, „Kunstbrevier Neckarschwaben“, Stuttgart 1966, Seiten 269 und 270.

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Vellberg (Kreis Schwäbisch Hall),
Ehemalige Schloßkapelle Sankt Maria

Das schöne, an der Bühl, einem Seitenflüßchen des Kochers, gelegene Vellberg war von 1595 bis 1802 im Besitz von Schwäbisch Hall. Das Schloß, heute Rathaus, wurde in den Jahren 1543 bis 1546 errichtet. Kurz danach, im Jahre 1549, erfolgte die Ausmalung der um 1400 errichteten Kapelle. Diese ist ein vierjochiger rippengewölbter Raum. In den Bogenfeldern der Wände wurden Fresken mit Darstellungen aus dem Leben und Leiden Christi gemalt. Im Norden beginnend  ist über der Eingangstüre die Taufe Christi dargestellt. Es folgt auf der Ostwand, umrahmt von Architekturmalerei, die Fußwaschung und das Abendmahl. Sodann Christi Gebet im Garten Gethsemane, der Judaskuß, fragmentarisch die Geiselung und die Kreuztragung (?). Auf der Südwand über dem Altar ist die Kreuzigung mit großem Personenreichtum dargestellt. Auf der Westwand sind gut erhalten die Kreuzabnahme, die Frauen vor dem leeren Grab, Christus als Gärtner und der ungläubige Thomas zu sehen. Ebenfalls auf der Südwand ist das Jüngste Gericht abgebildet: mit Christus auf dem Regenbogen, unter seinen Füßen die Weltkugel und rechts und links von ihm Maria und Johannes der Täufer. Darunter sind die Auferstehenden wiedergegeben. Das Gemälde findet seinen Abschluß mit der Darstellung der Stifter und einem breiten floralen Band.

Literatur:

Akermann u.a., „Kunst, Kultur und Museen im Kreis Schwäbisch Hall“, Stuttgart 1991, Seiten 337 bis 349.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg I, Berlin, München 1993, Seite 802.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seiten 508 und 509.

„Reclams Kunstführer“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1979, Seite 759.

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Veringendorf (Gemeinde Veringenstadt, Kreis Sigmaringen),
Katholische Pfarrkirche St. Michael

Veringendorf, nördlich von Sigmaringen an der Lauchert gelegen, hatte mehrere Herren; 1238 wurde es zum ersten Mal genannt. Seit 1534 gab es das Haus Habsburg den Herren von Hohenzollern zu Lehen. Das Alter des Ortes entspricht jenem der Michaelskirche. Von einer dreischiffigen Basilika um 1000 (?) erhielten sich der tonnengewölbte Chor und die zu seinen Seiten stehenden zwei Türme. In ihren kreuzgewölbten Erdgeschossen befinden sich Seitenkapellen mit Apsiden. Der heutige quadratische Chor wurde im 14. Jahrhundert angebaut. Das Langhaus wurde erst 1723 angefügt. 1941 legte J. Lorch, Sigmaringen, in Chor und Schiff Wandmalereien frei und renovierte sie. Es handelt sich um gute Arbeiten aus der der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (J. Michler).

Die Wandgemälde im Chor: Am Kreuzgewölbe im Ostteil des Chors ist die Majestas domini gemalt. Der in der Mandorla thronende Christus ist von den vier Evangelistensymbolen in Medaillons umgeben. Auf der Nordseite des Tonnengewölbes, im Westteil  wurde die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt. Maria mit dem Kind ist dem ersten König zugewandt (der dritte ist zerstört). Auf der Südseite des Tonnengewölbes im Westteil ist Christus in Halbfigur auf einer Mondsichel gemalt; neben ihm drei weibliche Personen. Daneben schließt sich die Darstellung dreier Laster an. An der Nordwand sind acht Apostel mit ihren Symbolen und Namen erhalten. An der Ostwand, links vom Fenster, ist die Heilige Dreifaltigkeit, rechts vom Fenster die Auferweckung des Lazarus dargestellt. An der Westwand sind ein heiliger Bischof, der Einzug in Jerusalem, das Abendmahl und die Fußwaschung zu sehen.

Am ursprünglichen Arkadenpfeiler, nördlich des Chorbogens, wurde im 15. Jahrhundert die GethsemaneSzene abgebildet. Anzuführen ist noch die Verwandtschaft mit den Wandgemälden in den Pfarrkirchen von Trochtelfingen bei Gammertingen und Grüningen bei Donaueschingen.

Literatur:

Eva Heye, „Wandmalereien im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern“, Manuskript, Tübingen 1964.

Jürgen Michler, „Gotische Wandmalereien am Bodensee“, Friedrichshafen 1992, Seiten 50 und 202.

Bruno Kadauke, „Wandmalereien der Gotik im südöstlichen Baden-Württemberg“, Reutlingen 1991, Seiten 51 bis 56.

„Der Kreis Sigmaringen“, Herausgeber Konrad Theiss und Hermann Baumhauer, Aalen 1963, Seite 125.

„Kreis Sigmaringen“, 2. Band, Herausgeber Walter Genzmer, Stuttgart 1948, Seiten 382, 386 und 387.

„Reclams Kunstführer“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1979, Seite 60.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 509.

G. Richter u.a., „Der Landkreis Sigmaringen“, Sigmaringen 1981, Seite 133f.

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Veringenstadt (Kreis Sigmaringen),
Katholische Peterskapelle in der Burg

Die einstmal über dem Ort liegende Burg wurde von dem Geschlecht der Veringer errichtet. Sie liegt in Trümmern. Die noch vergleichsweise gut erhaltene Kapelle wurde im 12. Jahrhundert erbaut; ein einfacher flachgedeckter Raum mit Apsis und Konche.

A. Frank, München, deckte 1923 Wandmalereien auf und restaurierte sie. J. Lorch, Sigmaringen, renovierte sie abermals im Jahre 1962. 1515 malten die Brüder Hans und Jakob Strüb die Konche aus. Sie schufen eine Marienkrönung. Maria kniet in grauem Gewölk und goldgelbem Lichtkreis. Gottvater und Sohn sitzen auf Thronsesseln. Musizierende Engel stellen die Verbindung zum zweiten Bild her: den zwölf Aposteln in Brustbildern mit ihren Symbolen. Am vorderen Abschluß der Konche sind König Salomo und der heilige Zacharias gemalt. Die vordere Wandzone wird links von den vierzehn Nothelfer eingenommen. Zu erkennen sind die Heiligen Christophorus, Georg, Erasmus, Pantaleon und Ägidius. Weiter sind von den Brüdern Strüb die Heiligen Wolfgang, Paulus, Erzengel Michael, Johannes der Täufer, Ulrich und Ottilie gemalt worden. David ist in Königstracht dargestellt, er bezieht sich auf Mariä Erhöhung. Der heilige Joachim, als Prophetenfigur, stellt die Verbindung zu den Heiligenbildern dar. Über Mariä Krönung schwebt die Taube des Heiligen Geistes.

Literatur:

Alfons Kasper, „Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau“, Band III, Schussenried 1964, Seiten 98 bis 100.

Eva Heye, „Wandmalereien im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern“, Manuskript, Tübingen 1964(?).

„Kreis Sigmaringen“, II. Band, Herausgeber Walter Genzmer, Stuttgart 1948, Seiten 395 und 396 („Kunstdenkmäler Hohenzollerns“).

G. Richter u.a., „Der Landkreis Sigmaringen“, Sigmaringen 1981, S.(?).

„Reclams Kunstführer“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1979, Seite 760.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 509.

Eugen Gradmann, „Kunstwanderungen in Württemberg und Hohenzollern“, Stuttgart 1979, Seiten 350 und 351.

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Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis),
Ehemaliges Franziskanerkloster

Das am Riettor gelegene Kloster der Franziskaner wurde 1268 gegründet. Seine einfache Saalkirche mit hochgiebeliger Front und eingezogenem Chor entstand zur gleichen Zeit. Nach schweren Schäden im Kampf gegen die Franzosen baute man das Kloster in den Jahren 1705 bis 1711 wieder auf. Gegenüber dem Kreuzgang aus dem 15. Jahrhundert befindet sich eine Kapelle von 1932. Sie entstand durch das Zusammenlegen von Kapitelsaal und Sakristei. Hier erfolgte im 15. Jahrhundert die Ausmalung der spätgotischen Decke und der Fensterlaibung. In der Fensterlaibung ist eine Gregorsmesse und die Stigmatisierung des heiligen Franziskus gemalt. Diese Wandmalerei ist weniger gut erhalten als jene in den Zwickeln des Netzgewölbes: 52 kleine Engel mit Musikinstrumenten und Leidenswerkzeugen. Nach den verschiedenen Verwendungen in früheren Jahren ist das Kloster heute Kulturzentrum.

Literatur:

Erna Huber, „Vom Schwarzwald zur Baar“, Sigmaringen 1978, Seite 23.

„Erhalten und Nutzen“, Herausgeber Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart 1991, Seite 248.

Der Schwarzwald-Baar-Kreis“, Herausgeber Rainer Gutknecht, Stuttgart und Aalen 1977, Seite 152.

Emil Lacroix und Heinrich Niester, „Kunstwanderungen in Baden“, Stuttgart 1959, Seite 158.

„Reclams Kunstführer“, Band Baden-Württemberg, Stuttgart 1979, Seite 762.

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Vilsingen (Kreis Sigmaringen),
Katholische Friedhofskirche (Patrozinium Mariä und der Apostel Paulus und Johannes)

Vilsingen, nahe bei Sigmaringen gelegen, besitzt in seiner einfachen Friedhofs- oder Alten Kirche, die vielleicht auf ein 850 genanntes Gebäude zurückgeht, noch die alte Pfarrkirche. Sie wurde um 1470(?) errichtet; 1627, zur Zeit des Manierismus, folgten größere Umbauten.

Zweimal, um 1535 und 1627, erhielt die Kirche Wandmalereien. Am Chorbogen wurde um 1535 das Jüngste Gericht gemalt; dicht gedrängte, zum Teil nackte Figuren sind erhalten. An der nördlichen Langhauswand wurden in der gleichen Zeit in drei Reihen je vier Gemälde aus der Leidensgeschichte gemalt. Hiervon sind noch fünf erhalten: Die Ölbergszene, Geißelung, Kreuztragung, Kreuzigung und Auferstehung. Weiter wurden in jener Zeit an der nördlichen Chorwand die fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen abgebildet. Über diesen sind geringe Reste einer zweiten Darstellung erhalten, wieder mit den Jungfrauen, jedoch hier 1627 im manieristischen Stil gemalt. Zur gleichen Zeit sind Christus und acht Apostel auf den Langhauswänden entstanden: sieben auf der Südwand und einer, Philippus, auf der Nordwand. Auf der Südwand ist Lukas, wie er die Muttergottes mit dem Kind malt, die gute Beth von Reute und der Apostel Johannes erhalten.

Literatur:

„Kreis Sigmaringen“, Band 2, Herausgeber Walter Genzmer, Stuttgart 1948, Seiten 405 bis 407 („Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns“).

G. Richter u.a., „Der Landkreis Sigmaringen“, Sigmaringen 1981, Seite (?).

Eugen Gradmann, „Kunstwanderungen in Württemberg und Hohenzollern“, Stuttgart 1979, Seite 361.

Eva Heye, Wandmalereien im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern“, Manuskript, Tübingen 1965.

„Der Kreis Sigmaringen“, Herausgeber Konrad Theiss und Hermann Baumhauer, Aalen 1963, Seite 128.

Georg Dehio, „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“, Band Baden-Württemberg, Berlin, München 1964, Seite 511.

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Volkertshaus (Gemeinde Waldsee, Kreis Ravensburg),
St. Mauritiuskapelle

Volkertshaus mit der Mauritiuskapelle gehört zu Bad Waldsee. Die Mauritiuskapelle wurde 1321 erstmals genannt. Sie liegt auf einem Hügel über dem Ort. Ihr schmales romanisches Schiff ist wohl im 12. Jahr hundert entstanden. Der nach Norden ausladende Polygonalchor ist dreiseitig geschlossen; er kam erst im 15. Jahrhundert hinzu. 1935 wurde vom Kirchenmaler Rau, Saulgau, Wandmalerei freigelegt. In den Jahren seit 1935 ist diese fast verkommen. Es sind nur noch Fragmente erhalten. In den Mauerwinkeln des Chorschlußes gegen die Chor-Schrägwände und an der Chornordwand befinden sich die noch erhaltenen Bilder: Heiligenfiguren, der Erzengel Michael, die Taufe Christi, die heilige Katharina. Sie dürften um 1490 gemalt worden sein.

Literatur:

Bruno Kadauke, „Wandmalerei der Gotik im südöstlichen Baden-Württemberg“, Reutlingen 1991, Seite 205.

Adolf Schahl und W.v.Matthey, „Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Kreises Waldsee“, Stuttgart und Berlin 1943, Seiten 266 bis 268.

Eva Heye, „Wandmalerei im Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern“, Manuskript, Tübingen 1965(?).

„Der Kreis Ravensburg“, Herausgeber Oskar Sailer, Stuttgart und Aalen 1976, Seite 163.

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